©HHP 1996-06-07

rev. 2011-06-08

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Montagnola

Casa Camuzzi

 

[Ink drawing by Hermann Hesse, July 26, 1930. Copyrighted by and reproduced with the kind permission of Heiner Hesse.HHP 1996]

Ink drawing by Hermann Hesse, July 26, 1930.

Copyrighted by and reproduced with the kind permission of

Heiner Hesse

The Casa was built by one of the master builders from Ticino who, in the service Czar Nicholas I, designed the Hermitage in St. Petersburg. For twelve years, from 1919 until 1931, Hermann Hesse lived in the Casa Camuzzi, immortalizing the picturesque little castle in his tale "Klingsor's Last Summer". Many other works, though, were also completed or at least begun there, among them "Siddhartha", "Steppenwolf", and "Narcissus and Goldmund", as well as countless short stories, fairy tales, and essays.

The Casa Camuzzi recently was the target of an effort by Hesse's son Heiner Hesse and a number of friends to acquire it and turn it into a Hesse museum and cultural meeting place for the entire region. The purchase failed, however, and the palazzo was turned into condo-miniums. Most recently, Heiner Hesse negotiated with the owners of Hesse's little apartment for the purchase of at least that area.

(HHP 6/7/96)

 

„Auf der Suche nach einem ländlichen Zufluchtsort im Tessin zog Hesse zunächst in ein kleines Bauernhaus am Rande von Minusio bei Locarno [Ed: Ende April 1919].  Darauf verbrachte er zwei rastlose Wochen in Sorengo, bevor er sich schließlich für Montagnola entschied, ein altes Dorf, das verschlafen zwischen Weingärten und bewaldeten Hügeln, fünf, sechs Kilometer von Lugano entfernt liegt. Hier mietet Hesse eine Vierzimmerwohnung im zweiten Stock der Casa Carnuzzi, eines schloßähnlichen, barocken Gebäudes aus dem neunzehnten Jahrhundert. Er wohnte in diesem Junggesellenquartier vom 10. Mai 1919 bis zum August 1931. Das Tessin und Montagnola wurden für Hesse bald eine Quelle des Beha-gens und der Inspiration, genau wie es Schwaben und Calw einmal gewesen waren. Die üppige ursprüngliche Landschaft, die schmalen gewundenen Straßen, malerischen Dörfer, primitiven Häuser, Weingrotten, verwitterten Kirchen und Kapellen am Wegesrand lieferten seinen Erzählungen neue Schauplätze, seinen Aufsätzen neuen Stoff und endlose Themen für seine Aquarelle. Seine psychi-schen Wunden begannen zu heilen. Hesse fing an zu leben, zu sinnen und zu arbeiten mit erstaunlicher Energie, Hingabe und wechselnder Neigung. Diese Jahre in der Casa Camuzzi blieben die pulsierendste, produktivste Periode seines Lebens, der Scheitelpunkt sowohl für den Menschen als auch für den Künstler.

 

Aus: Joseph Mileck. Hermann Hesse. Dichter, Sucher, Bekenner. Frankfurt am Main, 1987. Suhrkamp Verlag, S. 140f. (suhrkamp taschenbuch 1357)