Es folgt die Ansicht eines Studienrates, die ich hiermit weiterleite:
Welche Erfahrungen ich mit Hermann Hesse bei SchŽlern machte
Wann immer ich einen neuen Oberstufenkurs bekam, dessen Interessen ich nicht auf Anhieb einzusch’tzen wusste, begann ich entweder mit Goethe oder mit H.H. Oft machte ich es so: Ich stieg mit Goethes EGMONT ein, mit dessen Lebenseinstellung ich bei ScbŽlern immer reŽssierte. Dann griff ich zu DEMIAN, den ich am liebsten besprach. Nie habe ich damit schlechte Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil, den SchŽlern stank das ewige Abklopfen auf gesellschaftspolitische Relevanz, wie sie das von vielen meiner Kollegen kannten. Sie wollten Žber sich etwas erfahren und keine 'Strategien fŽr die Ver’nderung von Gesellschaftsstrukturen' lernen, dieses r’udig gerittene 68iger-Steckenpferd. Mit nichts kann man aufgeweckte junge Menscben mehr anÝden. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
Bei den 68iger-Kollegen hat Hesse bis heute keinen guten Stand. Da gilt er als 'Limonade'. Als LektŽre herangezogen wurde von ihnen allenfalls UNTERM RAD. Auch das las ich mit SchŽlern, aber mit weniger VergnŽgen. Es !’sst sich nicht eben viel herausholen. Im Grunde ein eher schwaches Buch.
Sehr gern hatten die SchŽler hingegen PETER CAMENZIND und KNULP. Mit beiden Figuren kÝnnen sie sich identifizieren. Als guter Einstieg in die Literatur Žberhaupt erwies sich immer wieder NARZISS UND GOLDMUND. SIDDHARTHA konnte man sogar im Re!igionsunterricht (ich besitze die Vocatio) lesen, ich besprach ihn aber auch in Deutschkursen, vor a!lem wenn ich aufgeweckte asiatische Jugendliche darunter hatte.
Die jŽngere Lehrergeneration zeigt sich Hesse gegenŽber weit aufgeschlossener als die ’ltere Žberwiegend konservativ gewordene mehr grŽnrot gef’rbte. So habe ich einen mir befreundeten Kollegen (sein Vater hatte mit H.H. korrespondiert), der kŽrzlich mit einem Leistungskurs das GLASPERLENSPIEL gelesen hat. W’re ich nicht frŽhzeitig ausgeschieden, h’tte ich es einma! mit dem STEPPENWOLF versucht, den ich erst in den letzten Jahren, nachdem ich ihn in der Provence auf franzÝsisch las, ganz verstanden habe. Doch stelle ich ihn mir fŽr die SchŽ!er nicht einfach vor. Kleinere Sachen wie NACHTPFAUENAUGE, DER WOLF kann man schon mit kleinen SchŽlern lesen. Ich lie‹ in der Mittelstufe gern Referate Žber KINDERZEITEN, PATER MATTHIAS und andere kleinere Erz’hlungen halten. Unter den Gedichten werden STUFEN, IM NEBEL, IN DEN SAND GESCHRIEBEN von SchŽlern sehr gesch’tzt.
Hans-JŽrgen Schmelzer
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Betr. Materialien: Sehen Sie zum Beispiel Koenigs Erlaeuterungen Bd. 316, "Das Glasperlenspiel" neu 2001, 90 Seiten, und Camenzind/Unterm Rad/Knulp Bd.17, Steppenwolf/Siddhartha/Demian Bd.138, Narziss und Goldmund Bd.86. Anschrift Bange Verlag: C.Bange@t-online.de.
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