© HHHP & Tomoko Yamakawa, 1998
Posted 6/1/98 by GG

 
Hesse und die Frauen 
Der Konflikt mit der Mutter und die Wiederhinwendung zu ihr, bis zur Zeit der Entstehung von "Narziß und Goldmund"

von

Tomoko Yamakawa
(Japan)



 

Das Frauenbild in Hesses Werken, besonders in seinem Roman "Narziß und Goldmund", wird aus dem Aspekt des Konflikts mit seiner Mutter und der Wiederhinwendung zu ihr behandelt.

In der bisherigen Hesse-Forschung wurde "der Konflikt mit seiner Mutter" aus den folgenden vier Gründen unbeachtet gelassen.

  1. Es wurde als zu wichtig erachtet, daß Hesse eine sehr starke Liebe zu seiner Mutter hatte, als er ein kleines Kind war.
  2. In seiner halb-autobiographischen Novelle "Schön ist die Jugend" tritt eine sanftmütige Mutter auf. Viele glauben, daß seine eigene Mutter das Modell hierfür ist.
  3. Als seine Mutter gestorben war, erschien er nicht auf der Beerdigung. Viele schenkten seiner eigenen Begründung dafür Glauben.
  4. In den Briefen Hesses an seine Schwestern hat er manchmal seine Unzufriedenheit mit seiner Mutter geäußert. Er schrieb einige kritische Dinge zum Thema, was oft nicht genügend beachtet wurde.
In dieser Arbeit werden die oben erwähnten vier Gründe genau geprüft. Außerdem werden die Kindheit seiner Mutter, ihre unglückliche Liebe und der Einfluß dieses Erlebnisses auf ihren Charakter reiflich behandelt. In der Folge wird dann der Einfluß des Charakters seiner Mutter auf ihren Sohn Hermann erörtert.

Hesses Werke, besonders "Narziß und Goldmund", lassen sich bekanntlich von dem Standpunkt aus behandeln, daß der Lebenslauf Hesses, sein Charakter und seine Zeit Einfluß auf sein Werk ausgeübt haben. Daher ist auch die Einbeziehung seiner Briefe unumgänglich.

Hesses physischer und psychischer Zustand war zeitweilig derart geschwächt, daß er seine schriftstellerische Arbeit unterbrechen mußte. Er unterzog sich einer psychoanalytischen Behandlung. Die vorliegende Untersuchung berücksichtigt auch diesen wichtigen Lebensabschnitt.

Mit einer speziellen Betrachtung über das Verhältnis zwischen Hesse und den Frauen werden seine Werke, besonders "Narziß und Goldmund", behandelt.

Im allgemeinen ist festzustellen, daß die Rolle der Liebe eines Mannes zu seiner Mutter von Freud oder Jung offen diskutiert wurde. Hesse fühlte in seiner Kindheit eine sehr starke Liebe zu seiner Mutter. In der Pubertät erlebte er "den Konflikt mit seiner Mutter", im Mannesalter "die Wiederhinwendung zu ihr". Seine Werke, besonders "Narziß und Goldmund", stehen unter dem Einfluß dieses sich wandelnden Mutterbildes.

1.

Die Mutter

Marie Hesse, die Mutter des Dichters Hermann Hesse, war die Tochter des schwäbischen Missionars und Orientalisten Dr.Hermann Gundert. Sie wurde in Indien geboren. Als Marie drei Jahre alt war, verließ die Familie wegen einer Erkrankung des Vaters Indien und kehrte nach Deutschland zurück. Erst ein Jahr später nahmen ihre Eltern ihre Arbeit in Indien wieder auf. Sie ließen Marie jedoch bei einer Pflegefamilie zurück. Bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr sah sie ihre Eltem nicht mehr. Sie fühlte sich sehr verloren.

Als Marie 15 Jahre alt war, fuhr sie zu Schiff nach Indien. Auf dem Weg nach Indien verliebte sie sich in einen jungen Engländer. Ihr Vater verbat ihr, den Mann zu heiraten. Diese unglückliche Liebe hat sie sehr verletzt. Danach suchte sie Trost im christlichen Glauben. Sie war eine strenge Frau geworden.

Sie war auch selbständig, aber sie konnte sich nicht ihrem Vater widersetzen. Sie mußte auf ihres Vaters Verlangen hin einen anderen Mann heiraten und durfte nicht ihren eigenen Weg finden. Gott sollte sie führen.

Marie war hochbegabt und hatte einen Sinn für Kunst. Aber durch ihre unglückliche Liebe und die aufgezwungene Heirat wurde sie herb und hatte für Sinnlichkeit kein Verständnis. Nach fünf Jahren starb ihr Mann. In zweiter Ehe wurde Hermann Hesse geboren.

Marie selbst brachte ihren Sohn Hermann zu Pflegeeltern, weil der Dreizehnjährige ihr zu schwierig geworden war. Sie hatte keine Kraft mehr, ihn zu erziehen. Marie beging somit einen ähnlichen Fehler an ihrem Sohn wie ihre Eltern seinerzeit an ihr.

Als Hesse aus dem Kloster Maulbronn entflohen war, verstand sie seine Leiden nicht und wollte ihn zwingen, an Gott zu glauben. Unter diesen Umständen hat Hesse einige zusammenhanglose, trotzige Briefe an die Eltern geschrieben.

Der Vater

Hesse achtete seines Vaters Intellekt, aber gleichzeitig hatte er auch immer ein komplexes Gefühl für ihn. Sogar in seiner Kindheit wurde er mit seinem Vater nicht vertraut. Jedoch war der Vater im Naturell seinem Sohn sehr ähnlich. Er besaß wie dieser ein Nervenleiden, hohe Empfindlichkeit und Anfälligkeiten.

Die Schwestern

Hesse stand im freundschaftlichem Verhältnis mit seinen Schwestern. Nach dem Tod seiner Mutter hat er in der Korrespondenz mit den Schwestern sein zwiespältiges Gefühl ihr gegenüber und seine Unzufriedenheit mit ihr geäußert.

2.

Vor der ersten Heirat hatte Hesse einige Frauen geliebt, ohne Gegenliebe zu finden. In seinen Werken spiegeln sich diese Frauen wider.

In erster Ehe heiratete er die neun Jahre ältere Maria Bernoulli. Hesse suchte eine Erinnerung an die Mutter, nachdem diese gestorben war. Sie hatten drei Kinder. Seine Frau war wohl überfordert mit Hesse. Sie wurde älter, sie hatte drei Kinder, sie konnte sich nicht um ihn kümmern. Hesse trennte sich schließlich von der Familie, weil die Frau in ein Sanatorium mußte. Die Kinder wurden außer Haus in Pflege gegeben.

Dann fing er ein neues Leben an. Er lernte eine junge Frau, Ruth Wenger, kennen. Er hat sich nochmals, diesmal in eine ganz junge, sehr weibliche, sehr sinnliche Frau verliebt und gedacht, das sei das eigentliche Erlebnis, wie er es noch nie erlebt hatte, - und zwar mit einer leibhaftigen Frau, nicht mit einer Mutterfigur.

Auf Verlangen von Ruths Eltern hin heiratete Hesse Ruth Wenger, aber sie lebten nie zusammen. Die Ehe ist dann auch sehr schnell auf Wunsch Ruths wieder geschieden worden.

Seine dritte Frau war Ninon. Sie hatte schon mit 14 Jahren Hesses "Peter Camenzind" gelesen und Hesse seither als Dichter verehrt.

Sie hatte gemerkt, daß Hesse kurz vor dem Selbstmord stand, und angefangen, ihn wie eine Mutter zu umsorgen. Sie war nicht mehr die Nur-Mutter und nicht mehr die Nur-Geliebte oder junge Frau, sie war auch eine geistig sehr anspruchsvolle Partnerin. Er konnte mit ihr über Literatur sprechen.

3.

Hesses Verhältnis zur Psychologie C.G.Jungs beginnt bei Dr. Josef Bernhard Lang, einem Schüler und späteren Kollegen C.G.Jungs. Es gab 72 analytische Sitzungen. Der unmittelbare Anlaß war ein Nervenzusammenbruch, hervorgerufen durch familiäre, berufliche, und politische Schwierigkeiten (Ehekrise, Tod des Vaters, schwere Erkrankung des Sohnes, Erster Weltkrieg).

Hesse waren schließlich Zweifel an der Psychoanalyse gekommen, aber nach den Sitzungen konnte er sich zumindest vorläufig von der Krise befreien. Er verstand jetzt die Beziehung zwischen Psychoanalyse und Literatur.

Hier wird der Einfluß des Erlebnisses der Psychoanalyse in "Demian" behandelt. Hesse war enttäuscht von der Verständnislosigkeit des Psychoanalytikers für die Kunst. Er sagte, die Werke von Freud und Jung zu lesen sei nützlicher als sich der psychoanalytischen Behandlung zu unterziehen. Er erhob Einwände gegen Jung, weil dieser Freuds "Ödipuskomplex" und dessen "Sublimierung" nicht ausreichend würdigte.
 

4.

In diesem Kapitel werden Hesses Hauptwerke vor "Narziß und Goldmund": "Hermann Lauscher", "Peter Camenzind", "Unterm Rad", "Gertrud", "Augustus", "Roßhalde", "Knulp", "Schön ist die Jugend", "Iris", "Demian", "Klingsors letzter Sommer", "Siddhartha", "Steppenwolf" aus der Perspektive des Konflikts mit der Mutter und der Wiederhinwendung zu ihr besprochen. "Augustus", "Iris", "Schön ist die Jugend", "Demian", "Siddhartha" werden dabei genauer erörtert.

"Augustus"

Einerseits erklärt uns Hesse in diesem Märchen die Schönheit der Liebe. Andererseits aber beschreibt er auch eine Mutterfigur, die für ihren Sohn nur das Beste will. In dem Märchen geht dieser Wunsch in Erfüllung, doch der nach bestem Gutdünken der Mutter ausgesprochene Wunsch schlägt in sein Gegenteil um und schadet schließlich dem Sohn, der durch die ihm allseits entgegengebrachte Liebe überheblich wird und dadurch schließlich vereinsamt. Hesse bringt damit seine Erkenntnis zum Ausdruck, daß das Handeln der Mutter zwar mit bester Absicht geschieht und dennoch dem Sohn schaden kann.

"Schön ist die Jugend"

Nach erfolgreich abgeschlossener Buchhändlerlehre kehrt der für verloren aufgegebene Sohn nach langer Abwesenheit als ein fast schon gemachter Mann in seine Heimat zurück, die er zuvor "als schüchternes Sorgenkind" verlassen hatte. Der Held dieser Novelle ist 'Hermann'. Man kann schon aus diesem Grunde sagen, daß es eine halb-autobiographische Novelle ist. Die Mutter, die in dieser Novelle auftritt, ist eine sanftmütige Frau. Viele glauben, daß das Modell dieser Frau Hesses Mutter ist, aber sie wird idealisiert.

"Iris"

Nach dem Ende der Ehe wurde dieses Märchen Maria Bernoulli gewidmet. Der Wunsch der Rückkehr zum Mutterleib ist erwiesen. Vom psychologischen Standpunkt aus ist das besonders interessant
 
"Demian"

Frau Eva, Demians Mutter, ist sowohl sanftmütig als auch streng und klug. Hinzu kommen auch weibliche Reize. Das Gefühl des Helden für sie entspringt einem übertragenen 'Ödipuskomplex', also nicht für seine eigene Mutter sondern für die Mutter seines Freundes. Man kann den Einfluß von Hesses psychoanalytischer Behandlung erkennen. Hesse hat "den Konflikt mit seiner Mutter" überwunden und hat den Weg der Wiederhinwendung zu ihr betreten.

"Siddhartha"

Siddharta verliebt sich in Kamala, die sehr attraktive Kurtisane. Kamala ist eine kluge Frau und lehrt ihn die Lebenskunst und Weltklugheit. Durch die Beschreibung von Kamalas sinnlichen Reizen hat Hesse den Konflikt mit seiner Mutter überwunden.

5.
5.1.

Goldmund und Narziß

Der Titel "Narziß und Goldmund" nennt die Hauptfiguren des Romans.

Goldmunds sehnlichster Wunsch ist es, auch einmal Abt zu werden, doch Narziß erkennt bald, daß es nicht Goldmunds Bestimmung ist, ein strenger Mönch zu werden. Behutsam versucht Narziß, Goldmund auf dessen Weg zu führen. Goldmund befindet sich also bald auf dem "Weg zur Mutter".

Beide Helden stehen sich gleichberechtigt gegenüber, wobei allerdings der Schwerpunkt der Darstellung auf Goldmund liegt. Aber Narziß bleibt ebenfalls eine wichtige Figur in diesem Roman, neben Goldmund. Zuerst analysieren wir diese zwei Figuren.

In einem Brief schrieb Hesse, daß die Freundschaft, die zwischen Männern besteht, nicht völlig frei von Erotik sei.

Hesse meint, daß Goldmund für Narziß nicht nur den Freund und nicht nur die Kunst bedeutet. Goldmund bedeutet für Narziß auch die Liebe, die Sinnenwärme, das Begehrte und Verbotene.

Offensichtlich ist sich Narziß klar darüber, daß seine Liebe zu Goldmund eine erotische Komponente aufweist. Aber Narziß beherrscht sich und beschränkt sich auf eine "platonische Liebe".

Hier könnten wir finden, daß Hesse selber gegen die Homosexualität eine Abneigung hatte, während er gegenüber der Liebe zwischen Mann und Frau große Toleranz übte.

Hesse hat die Freundschaft zwischen Narziß und Goldmund schön beschrieben. Hesse hielt die reine Freundschaft zwischen Männern für wichtig.

Nachdem Goldmund mit seinen Freunden ins Dorf gegangen war, hatte er Schuldgefühle.

Narziß spricht Goldmund Trost zu, indem er sagt: "Einer der kürzesten Wege zum Leben eines Heiligen kann das Leben des Wüstlings sein." Diese Ÿußerung erinnert uns an "Tan-ni-syo". "Tan-ni-syo" ist ein japanisches buddhistisches Buch,welches sehr bekannt unter Japanern ist. Das ist die Zusammenfassung von der Lehren des berühmten japanischen Buddhisten "Shinran". Vor ca.800 Jahren wurde das Buch von einem seiner Schüler geschrieben.

Oberflächlich scheint Narziß Goldmund zu leiten. Aber auch Narziß wird durch Goldmund in die Sinnenwelt und die Kunst geführt.

 
5.2. Goldmund, die Frauen und Hesse

Ein Thema des Romans ist das Verhältnis zwischen Goldmund und Narziß. Das andere Thema des Romans ist das Verhältnis zwischen Goldmund und den Frauen.

"Narziß und Goldmund" ist der Roman Hesses, in dem die meisten Frauen auftreten. Die verborgene Heldin in diesem Roman ist Goldmunds Mutter. Goldmund hört auf die Stimme seiner Mutter in seinen Frauen, also liebt er viele Frauen.

Es ist die Zigeunerin Lise, die ihn erstmals die Bedeutung der 'Frau' lehrt. Hesse deutet an, daß Goldmunds Mutter auch eine Zigeunerin ist.

Auf dem Schloß eines Ritters, der ihn einlädt, erfaßt ihn die Zuneigung zu dessen Tochter Lydia. Wegen der Eifersucht ihrer Schwester Julie offenbart Lydia schuldbewußt ihrem Vater Goldmunds Verhalten. Der Ritter vertreibt ihn von seinem Hof. Später schafft Goldmund die Bilder dieser Schwestern. Vor allem das Bild von Lydia rührt auch Narziß.

In einem Kloster wird Goldmund von einer Statue der Mutter Gottes fasziniert. Er läßt sich bei dem Schöpfer dieses Werkes, Meister Niklaus, ausbilden. Seine Tochter heißt Lisbeth. Sie ist sehr schön, aber zu stolz. In der gleichen Stadt wohnt Marie, die den gleichen Namen wie Hesses Mutter trägt. Sie ist gutherzig, aber körperbehindert. Sie sorgt für ihn. Hesse war schon ein alternder Mann, als er "Narziß und Goldmund" schrieb. Es ist möglich anzunehmen, daß sich in Marie das Gefühl zu seiner eigenen Mutter spiegelt. In gewissem Sinne kann man sagen, daß er mit diesem Werk eine "Wiederhinwendung zur Mutter" vollzogen hat.

Goldmund verläßt Meister Niklaus und geht erneut auf Wanderschaft. Auf seinem Weg trifft er Lene, die später an der Pest sterben wird. Er trifft auch die Jüdin Rebekka, deren Vater grausam getötet worden ist.

Nach einigen Jahren kehrt er zur Werkstatt des Meisters Niklaus zurück, und er begegnet wieder Lisbeth. Sie war von der Pest genesen, aber wurde eine unansehnliche Frau. Meister Niklaus, der Lisbeth gepflegt hatte, erkrankte an der Pest und starb. Auch diesmal tritt Marie auf: Sie lädt Goldmund in ihr Haus ein und sorgt für ihn.

In dieser Stadt begegnet er Agnes, der Geliebten des Statthalters, und verliebt sich leidenschaftlich in sie. Er trifft sie heimlich und wird vom Statthalter gefangen. Als Goldmunds Hinrichtung nahe bevorsteht, wird er von Narziß gerettet. Goldmund und Narziß kehren zu ihrem Kloster zurück. Dort schafft Goldmund eine Marienfigur. Nach der Vollendung dieser Marienfigur begibt er sich wieder auf Wanderschaft, um Agnes noch einmal zu begegnen. Aber er ist ein alternder Mann und ist ihr nicht mehr gewachsen. Er wird krank und kehrt heim ins Kloster.

Goldmund erzählt Narziß, daß er die Stimme seiner Mutter "als eine tiefe Frauenstimme, voll von Wollust und Liebe" gehört habe. Und er sagt, daß die Mutter überall sei, sie sei das Leben, die Liebe und die Wollust, sie sei aber auch die Angst, der Hunger und der Tod.

In seiner Todesstunde flüstert er die Worte, daß man ohne Mutter nicht lieben, ohne Mutter nicht sterben könne. Diese Ÿußerung erweist, daß für ihn "der Weg zur Mutter" später "der Weg zum Tod" wird.

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In dieser Arbeit wurde der "Konflikt mit der Mutter" auf folgender Grundlage behandelt:

  1. Sporadische Briefe, die Hesse in seiner Kindheit an die Eltern oder an die Mutter geschrieben hatte.
  2. Hesses Ÿußerungen gegenüber den Schwestern nach dem Tod seiner Mutter, in denen er seine Unzufriedenheit mit der Mutter ausdrückte.
  3. Das neueste Ergebnis aus den Forschungen über Hesse.
Man kann sich vorstellen, daß aus der Liebe zu seiner Mutter und aus seiner Anhänglichkeit in seiner Kindheit später der "Konflikt mit der Mutter" wurde, aus dem wiederum am Ende seines Lebens eine "Wiederhinwendung zur Mutter" entstand.

Wenn wir das bedenken, verstehen wir die Frauengestalten, besonders "die Mutter", in seinen Werken besser. Wir können auch die unausgesprochene Bedeutung des "Wegs zur Mutter", der in "Narziß und Goldmund" beschrieben ist, verstehen.

Hesses starke Liebe zu seiner Mutter und große Anhänglichkeit wird durch die Briefe zur Genüge bewiesen. Auch sein Werk "Hermann Lauscher" deutet diese Tatsache an. Trotz seiner Liebe und Anhänglichkeit geriet er in Widerstreit. Die Gründe für die Wandlung seines Gefühls sind die folgenden:

  1. Die Verständnislosigkeit und die Vorwürfe seiner Mutter für sein Verhältnis zu den Frauen. 
  2. Die Verständnislosigkeit und die Vorwürfe seiner Mutter für seine Werke. 
Aus diesen Gründen zeigte er kein Mitgefühl, als er über die unglückliche Liebe und die Leiden seiner Mutter von seiner Schwester erfuhr. 

Wir können folgern, daß es wegen des Konflikts viele unergiebige Beschreibungen der "Mutter" in den Werken gibt, die Hesse einige Jahre nach dem Tod seiner Mutter schrieb.

C.G. Jung behauptet, daß, wer seine Mutter einmal verlasse, sich auch die Wiederhinwendung zu ihr wünsche. Diese Behauptung trifft zur Genüge auf Hesse zu. Eine Weile nach dem Tode Marie Hesses tritt in seinen Werken selten eine Mutterfigur auf. Nach seiner ersten Ehe behandelte er sie allmählich wieder, aber sie wird zu einer idealisierten und sanftmütigen Frau. Ein typisches Beispiel dafür ist die Figur in "Schön ist die Jugend" (sie ist nicht Gegenstand eines Ödipuskomplexes). Später tritt in seinen Werken eine sowohl großmütige und kluge als auch sinnliche Frau auf, wie z.B. Frau Eva in "Demian". Das Gefühl des Helden in "Demian" für Frau Eva ist von einem übertragenen Ödipuskomplex geprägt. Frau Eva in "Demian" entwickelt sich dann zu Goldmunds Mutter. 

Ein wichtiges Thema in "Narziß und Goldmund" ist das Verhältnis zwischen Narziß und Goldmund, das heißt, das Verhältnis zwischen Intellekt und Sinnlichkeit oder das Verhältnis zwischen Geist und Natur. Das andere wichtige Thema in "Narziß und Goldmund" ist der "Weg zur Mutter" durch Goldmunds Verhältnis zu den Frauen. Diese beiden Themen vermischen sich miteinander in diesem Roman. 

Zum Schluß möchte ich meine persönliche Meinung darstellen, warum in Hesses Werken die Beschreibung der Mutter positiv und die Beschreibung des Vaters negativ ist. Das bezieht sich auf den Ödipuskomplex, aber Hesse selbst erlebte diesen Komplex nicht, meine ich. Auf der anderen Seite hatte er tiefenpsychologisch den Wunsch, eine Mutter wie Frau Eva oder wie Goldmunds ersehnter Mutter zu seiner eigenen Mutter zu haben.

 
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The Hermann Hesse Page
Abstract prepared for HHP by Ms. Yamakawa
Posted on 6/1/98 by GG